Eine Wanderratte sitzt auf einem Pflock im Wasser.
Bildrechte: stock.adobe.com/ll911

Im Frühjahr sind in Bayreuth wieder die Kanalmitarbeiter unterwegs. Im Gepäck haben sie neue Giftköder.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Zwei Ratten pro Einwohner: Giftköder soll Rattenplage vorbeugen

Im Frühjahr sind in Bayreuth wieder die Kanalmitarbeiter unterwegs. Im Gepäck haben sie neue Giftköder, damit die Stadt nicht unter einer Rattenplage leidet. Doch nicht nur dort wuseln Tausende der Nagetiere im Untergrund herum.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Im Grunde ist es wie in jeder anderen Stadt auch", sagt Lothar Ziegler, wenn er über die Rattenpopulation in Bayreuth spricht. Statistisch gesehen gebe es pro Einwohner zwei Ratten. "Wir haben 75.000 Einwohner, also haben wir ungefähr 150.000 Ratten", sagt der Leiter der städtischen Kläranlage, der verantwortlich für die Rattenbekämpfung in der Kanalisation ist. Wenn Ziegler und sein Team nichts gegen die Nagetiere unternehmen würden, droht eine Plage und eine Epidemie, sagt er. Doch so weit wollen sie es in Bayreuth nicht kommen lassen.

In Bayreuth wird die Rattenkugel getestet

Jetzt im Frühjahr strömen die Mitarbeiter vom Stadtbauhof Bayreuth wieder aus und montieren frische Köder. Gerade wird ein neues System getestet, die sogenannte Rattenkugel: eine Plastikschale, in die kein Wasser kommt. Darin liegt der Giftköder. Die Rattenkugel hängt an einer Schnur und wird mehrere Meter tief in die Kanalisation gelassen. Steigt der Abwasserpegel, schwimmt die Kugel. Der Giftköder aus Getreide und dem Lockstoff gelangt also nicht ins Abwasser.

Bildrechte: BR/Lasse Berger
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Das Gift in der Rattenkugel ist vor Feuchtigkeit geschützt und gelangt nicht ins Abwasser.

"Vorkoster" probiert den Giftköder

"Im Idealfall nimmt die Ratte den Köder an. Nach zwei bis drei Tagen zieht sie sich zurück, weil sie durch die Blutverdünnung innerlich verblutet und dann friedlich einschläft", erklärt Kanalarbeiter Jörg Schultheiß. Wenn das Gift sofort wirken würde und die Ratte gleich stirbt, würde der Köder von den anderen Ratten nicht angenommen werden. "Die Ratten schicken einen Vorkoster, also jemanden, der das Gift erstmal probiert", ergänzt Ziegler. "Wenn es ihm schmeckt, und die Ratte noch lebt, dann kommt der Rest des Rudels und frisst auch."

Insgesamt rund 2.000 Giftköder legt die Stadt pro Jahr in der Kanalisation aus. Vor 20 Jahren, als die Rattenköder im Bayreuther Untergrund erstmals regelmäßig ausgelegt wurden, waren es pro Jahr noch 7.000 Köder. "Doch inzwischen reagieren wir bedarfsgerecht. Wir kennen unsere Stellen. Und wenn Bürger anrufen, und einen Rattenbefall melden, legen wir dort auch Köder aus", sagt Ziegler. Etwa fünfmal pro Monat komme das vor.

Futter für Enten und Tauben lockt Ratten an

Nicht nur unterhalb der Straßen werden in Bayreuth die krankheitsübertragenden Tiere bekämpft. Am Ufer des Roten Mains liegen die Giftköder in schwarzen Plastikboxen, deren Öffnung klein genug ist, damit Hund und Katze nicht an das Gift kommen können. Die Boxen werden regelmäßig kontrolliert.

Kanalarbeiter Udo Hammon öffnet das an einem Metallpfosten befestigte Plastikgehäuse. In diesem Fall muss der Köder nicht erneuert werden. Ein möglicher Grund dafür: Die Ratten finden hier genug anderes Essen. Denn in der Umgebung werden viele Tauben und Enten gefüttert, trotz Fütterungsverbot. Das Futter für die Vögel lockt auch Ratten an, die sich und ihr Rudel – eine Rattenfamilie kann im Jahr auf bis zu 500 Tiere anwachsen – versorgen müssen.

Keine Essensreste ins Klo und in den Kompost

Neben dem Fütterungsverbot von Wildvögeln können Bürger auch in anderen Situationen dabei helfen, dass Ratten schweren Zugang zum Essen haben, sagt Kanalmeister Klaus Kohlmann: "Essensreste ins Klo zu schütten und runterzuspülen, das zieht die Ratten in den Kanälen an." Außerdem solle man keine Essensreste auf einen Kompost schmeißen und gelbe Säcke immer so lagern, dass Ratten keinen Zugang haben.

Im Frühjahr sind in Bayreuth wieder die Kanalmitarbeiter unterwegs. Im Gepäck haben sie neue Giftköder, damit die Stadt nicht unter einer Rattenplage leidet.
Bildrechte: BR
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Ein Kanalarbeiter gibt Tipps zur Vorbeugung einer weiteren Rattenplage.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!