Reinigung eines Operationssaals durch eine Reinigungskraft in einem Krankenhaus
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Reinigung eines Operationssaals durch eine Reinigungskraft in einem Krankenhaus (Symbolbild)

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Streik von ausgelagerten Servicekräften an Uni-Kliniken

Sie reinigen Operationssäle, begleiten Patienten von Station zu Station oder bringen Medikamente. Ausgelagerte Servicekräfte im Niedriglohnsektor fordern für diese Arbeit mehr Geld. Gestreikt wird seit Donnerstag in Regensburg, Würzburg und Erlangen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die Beschäftigten der Krankenhaus-Dienstleistungsgesellschaft mbH (KDL) am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) fühlen sich ungerecht behandelt und fordern mehr Geld für ihre Arbeit. Sie reinigen Operationssäle, begleiten Patienten von einer Station auf die andere oder bringen zum Beispiel Medikamente in die Behandlungszimmer. Sie sind aber deutlich schlechter gestellt als ihre Kollegen, die direkt am UKR angestellt sind.

Ultimatum abgelaufen: Unbefristeter Streik in Regensburg

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ruft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb zu einem unbefristeten Streik ab Donnerstag (2.5.) auf. Das Ziel ist eine Angleichung der Löhne an die des Tarifvertrags der Länder (TV-L), der für einen Großteil der Beschäftigten an der Uniklinik gilt.

Verdi: Hohe Einkommensunterschiede

Aktuell werden die rund 300 KDL-Angestellten in Anlehnung an den Rahmentarifvertrag des Gebäudereiniger-Handwerks bezahlt. Die Einkommensunterschiede betragen laut Verdi teils einige Hundert Euro. Sie seien vor allem bei Mitarbeitenden mit langer Dienstzeit hoch, denn ein Lohnanstieg nach Erfahrungsstufen wie im Tarifvertrag der Länder gebe es nicht.

Als Beispiel nennt Verdi eine Vollzeitkraft in der Intensivreinigung (Reinigungsarbeiten auf der Intensivstation) mit 24 Jahren Berufserfahrung. Nach dem Tarifvertrag des Gebäudereiniger-Handwerks bekommt sie als Basisvergütung dauerhaft monatlich rund 2.400 Euro brutto. Nach dem TV-L könnten es der Gewerkschaft zufolge je nach Eingruppierung bis zu 2.915 Euro sein. Durch die Erhöhung der Tabellenentgelte im Öffentlichen Dienst der Länder zum November 2024 und zum Februar 2025 würde die Lücke demnach noch größer.

Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld oder eine Inflationsausgleichsprämie gibt es für die KDL-Beschäftigten nach Aussagen von Verdi nicht – auch keine betriebliche Altersvorsorge. Teilweise seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf weitere Jobs angewiesen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

KDL macht Reinigungs- und Lieferdienste

Die KDL ist eine 51-prozentige Tochter des Universitätsklinikums, 49 Prozent an der Gesellschaft hält die Regensburger Unternehmensgruppe Götz. Die Angestellten - darunter viele Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund - arbeiten größtenteils in der Reinigung, im Hol- und Bringdienst für zum Beispiel Arzneien oder Blutkonserven, im Patientenbegleitdienst, in der Spülküche und im Speisentransport.

Klinik: Lohnanhebung nicht möglich

Vom Uniklinikum heißt es auf BR-Anfrage, dass die KDL-Beschäftigten nach geltenden Tarifverträgen bezahlt werden, eine deutliche Lohnanhebung sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich.

Die Gewerkschaft Verdi hatte die Klinikleitung und die Geschäftsführung der Krankenhaus-Dienstleistungsgesellschaft in den vergangenen Wochen zu Gesprächen und Tarifverhandlungen aufgefordert. Eine Reaktion habe es nicht gegeben. An insgesamt fünf Tagen fanden bereits Warnstreiks statt.

Wie das Universitätsklinikum mitteilte, kam es durch die Warnstreiks zu kleineren Änderungen bei der Reihenfolge der durchzuführenden Operationen sowie zu Verzögerungen bei der Bettenversorgung und der Müllentsorgung. Zuletzt versuchte die KDL-Geschäftsführung, juristisch dagegen vorzugehen – ohne Erfolg.

Urabstimmung: KDL-Mitarbeitende stimmen für unbefristeten Streik

In einer von Verdi organisierten Urabstimmung sprach sich im April eine große Mehrheit für eine unbefristete Arbeitsniederlegung aus. Ein Ultimatum, das die Gewerkschaft an die Arbeitgeberseite gestellt hatte, sich gemeinsam an den Verhandlungstisch zu setzen, lief zum 1. Mai ab.

Rund 150 Streikende zogen zum Auftakt am Donnerstagvormittag vom Gewerkschaftshaus in der Richard-Wagner-Straße zum Alten Rathaus. Hier fand eine Kundgebung statt. Es gilt während des Streiks laut Verdi eine Notdienstvereinbarung am Universitätsklinikum Regensburg.

Niedriglohn per ausgelagerter Gesellschaft - Streiks auch in Würzburg und Erlangen

Ein solches Auslagerungsmodell mit Niedriglöhnen kommt nicht nur in Regensburg zum Tragen. Nach Gewerkschaftsangaben habe man auch an den Universitätskliniken Erlangen und Würzburg Tarifverhandlungen zu den ausgelagerten Service-GmbHs gefordert.

So ruft die Gewerkschaft Verdi auch die Beschäftigten der UKW Service GmbH, einer Tochtergesellschaft des Uniklinikums Würzburg für Dienstleistungen wie Reinigung, Service und Patientendienste, ab Donnerstag für mehrere Tage zum Streik auf. Auch am kommenden Freitag, Montag, Dienstag und Mittwoch sollen diese demnach jeweils von Beginn des Frühdiensts bis zum Ende des Nachtdiensts am Folgetag streiken.

Gleiches gilt für die Uniklinik in Erlangen. Hier sind die Beschäftigten der Klinik Service GmbH (KSG) aufgerufen, für fünf Tage in den Warnstreik zu treten. Zuvor hätten sich 81,1 Prozent bei einer Urabstimmung in der KSG für die Aufnahme eines sogenannten Erzwingungsstreiks ausgesprochen, heißt es in der Mitteilung. Die Arbeitgeberseite verweigere weiterhin Tarifverhandlungen und habe das Ultimatum der in der Gewerkschaft Verdi organisierten Beschäftigten ungenützt verstreichen lassen.

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