Feuerwehrkräfte kommen nach der Schulung aus dem Brandcontainer.
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Feuerwehrkräfte kommen nach der Schulung aus dem Brandcontainer.

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Flammen, Hitze und Qualm: Extremtraining für Feuerwehrkräfte

Wie fühlt es sich an, in einem brennenden Raum zu stehen? Das können oft auch freiwillige Feuerwehrkräfte nicht beantworten. Denn: Zimmerbrände werden zum Glück immer seltener. Ein besonderes Projekt bereitet Ehrenamtliche auf "echtes Feuer" vor.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Auf einem Platz vor der Feuerwehr in Mamming im Kreis Dingolfing-Landau steht ein roter Lkw-Anhänger in der Größe eines Überseecontainers. An seinen Kanten rundherum zeichnet sich eine dicke Rußschicht ab. Auf einer Tafel steht: "Wir bilden die bayerischen Feuerwehrleute aus." Es ist der Brandübungscontainer des bayerischen Innenministeriums - später sollen acht der Ehrenamtlichen in diesen Container hineingehen. Auf seiner Tour durch den Freistaat macht er aktuell Halt in Niederbayern. In diesem Jahr sollen laut dem Landesfeuerwehrverband (LFV) Bayern rund 1.800 Feuerwehrleute durch die Übungsanlage.

Übung unter Realbedingungen

Pro Durchgang dürfen acht Teilnehmer in den Brandcontainer. Die Grundvoraussetzung für die Teilnahme ist eine abgeschlossene Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger. Außerdem wird geprüft, ob die "Gesundheitsprüfung G 26.3" erfüllt und aktuell gültig ist. Nur damit darf auch im Ernstfall Atemschutz angelegt werden. Nicht alle Feuerwehren in Bayern führen auf ihren Fahrzeugen Atemschutzgeräte mit. Im Landkreis Dingolfing-Landau beispielsweise sind 35 der insgesamt 93 freiwilligen Feuerwehren mit Atemschutz ausgestattet.

Schutz an erster Stelle

Doch bevor es in den Container geht, steht für die Feuerwehrkräfte Theorieunterricht auf dem Plan. Besonders wichtig ist die Schutzkleidung, sagt Ausbilder Alfred Entfellner. Der kleinste Riss im Innenfutter der Jacke kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Wasser eindringt. Bei den hohen Temperaturen würde das verdampfen und die Haut unter der Schutzkleidung verbrennen. Genauso muss das Atemschutzgerät einwandfrei funktionieren: die "Lebensversicherung" für Feuerwehrleute im Brandraum.

Nach der theoretischen Ausbildung geht es für die acht Feuerwehrmänner in Richtung Brandcontainer. Große Holzplatten schleppen sie zusammen mit Ausbilder Alfred Entfellner in den vorderen Bereich des Brandübungscontainers. Dort wird es in wenigen Minuten über 1.000 Grad Celsius heiß sein.

Dem Feuer "zuschauen"

Nachdem die Holzplatten seitlich und an der Decke eingehängt sind, dürfen sich die Teilnehmer "ausrüsten". Die Atemschutzmaske wird über das Gesicht gezogen und auf den Rücken kommt der Pressluftatmer mit 300 Bar Atemluft. Alle setzen sich hinten im Container auf den Boden. Ab sofort atmen alle über ihre Atemschutzgeräte.

Alfred Entfellner zündet mit einem Gasbrenner die Holzplatten an. Die ersten kleinen Flammen sind zu sehen. Dann wird es leise. Das Feuer ist so groß wie ein Lagerfeuer. Von der Wärme ist noch nichts zu spüren. Schnell wird klar: Das Feuer macht mächtig viel Rauch. Im Container wird es dunkler und unangenehmer.

Alles dampft aus

Rund um die Holzplatten und an der Decke schleicht der dichte Rauch. Von Feuer ist noch wenig zu sehen. Dann beginnen die Platten zu tropfen, immer mehr kleine Wassertropfen sind an den Kanten zu sehen. "Ganz normal", sagt Alfred Entfellner, die Platten "dampfen aus". Das heißt, sie verlieren die letzte, restliche Feuchte, die in allen Gegenständen hängt. Und auch die Feuerwehrleute spüren immer mehr, wie die Temperatur steigt.

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Dichter Rauch drückt aus der verschlossenen Eingangstür des Brandcontainers.

Es dauert nur wenige Minuten, bis im Brandraum ein Phänomen eintritt, das viele freiwillige Feuerwehrkräfte nur aus dem Theorieunterricht kennen: Die sogenannte Rauchdurchzündung, oder im Englischen "roll over". Vor den Augen der Teilnehmer entzündet sich schlagartig der ganze Rauch und Feuerzungen schlagen bis in den hinteren Bereich des Brandübungscontainers. Von außen drückt sich dichter, qualmender Rauch aus allen Ritzen und Türen.

Richtiges Löschen wird geübt

Für die Feuerwehrleute gilt jetzt: auf keinen Fall aufstehen, denn oben herrschen zu hohe Temperaturen. Wie im echten Einsatz dürfen sich die Teilnehmer nur am Boden fortbewegen und sollen hektische Bewegungen vermeiden. Der Löscheinsatz beginnt. Jeder muss einmal mit dem Strahlrohr auf das Feuer spritzen und dabei die "Up-Down"-Technik anwenden. Das heißt, die Flammen mit einem weit geöffneten Wasserstrahl "einfangen" und dann nach hinten zur heißesten Brandstelle bündeln. Das verhindert, dass sie Flammen zurückschlagen können und die Feuerwehrmänner somit geschützt sind.

Begriffe aus der Theorie live erleben

Jeder Teilnehmern darf nur einen Wasserstoß abgeben. Nach ein paar Sekunden heißt es dann wieder "Wasser halt", damit für jeden noch genügend Feuer da ist, zum Löschtraining. Und immer nach den Wasserstößen ist ein weiteres Phänomen für die Feuerwehrkräfte zu beobachten, das meist nur aus der Theorie ein Name ist: die "Raumdurchzündung" oder englisch "flash over". Das heißt, schlagartig ist das Feuer wieder da. Im Ernstfall ist also wichtig, die Anzeichen richtig zu interpretieren und entsprechend zu handeln. Es kommt nicht selten vor, dass ein vermeintlich gelöschter Brand doch wieder aufflammt.

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Die Teilnehmer bei der Dekontamination.

Nach rund vier Stunden Theorie und der folgenden Praxisausbildung im Brandübungscontainer sind die acht Teilnehmer sichtlich erschöpft. Die Erleichterung beim Ablegen der Atemschutzgeräte und der verrauchten Schutzkleidung ist groß.

Für Alfred Entfellner ist jedoch wichtig, dass sich jeder "richtig abrüstet". Das heißt, nicht alles einfach ausziehen, sondern mit möglichst wenig Körperkontakt zu den kontaminierten Kleidungsstücken. Im Anschluss bekommt jeder ein Hygienetuch, mit dem Gesicht, Ohren und Hände abgewischt werden. Die sogenannte grobe Dekontamination, bevor es dann für jeden unter die Dusche geht.

Nächster Halt Rottal

Für den roten Anhänger geht es nach fünf Tagen in Mamming wieder auf Achse. Er wird in den nächsten Tagen zusammengebaut und an sein Zugfahrzeug angehängt. Der nächste Halt ist dann wieder in Niederbayern - im Landkreis Rottal-Inn bei der Feuerwehr Arnstorf. Dort werden die nächsten Teilnehmer am Brandcontainer geschult - 64 Feuerwehrkräfte.

An insgesamt an 23 Stationen im ganzen Freistaat wird der Übungscontainer heuer noch Station machen.

Im Video: Unterwegs mit der Feuerwehr

Feuerwehr im Einsatz
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Unterwegs mit der Feuerwehr

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